Mareike Walzcuch - Praxisanleiterin unserer Schüler

Guten Tag,

mein Name ist Mareike Walzcuch und ich bin examinierte Krankenschwester. Meine Ausbildung absolvierte ich in den LVR- Kliniken Düren. Schon als kleines Mädchen habe ich den "älteren Herrschaften", die an den Fenstern saßen, zugewunken und habe mich über das Zurückwinken gefreut. Als "echte Lamersdorferin" fühle ich mich mit dem Haus Katharina stark verbunden. Die Mentalität, mit der Pflege dort gelebt werden darf und soll, schafft sowohl für die Pflegekunden als auch für das Personal eine familiäre und behagliche Umgebung, wo man aufeinander achtet und auf die Bedürfnisse des Gegenübers Rücksicht nimmt. In dieser schnelllebigen Zeit mit immer höher werdenden Anforderungen an die Individuen ist das Haus Katharina ein Ort, an dem die Uhren anders ticken, nämlich angepasst an den Lebensrhytmus der Bewohner.

Hier im Haus Katharina sind Praxisanleitung und Gerontopsychiatrie meine speziellen Aufgabengebiete. Da es in Deutschland immer mehr ältere, pflegebedürftige Menschen gibt und geben wird, ist der Bedarf an Pflegefachkräften gestiegen und wird weiterhin steigen. Um den Bedarf an Fachpersonal zu decken, bildet das Haus Katharina Pflegefachpersonal aus. Seit 2004 ist es meine Aufgabe ist es, die Auszubildenden in der Praxis anzuleiten, das heißt theoretisch erworbenes Wissen in die Praxis umzusetzen. Wir haben Schüler aus jedem Lehrjahr, da ist es durchaus manchmal eine Herausforderung, jedem auf seinem Wissensstand gerecht zu werden. Aber es ist auch ungemein erfüllend, ihnen quasi den "Spirit" der Altenpflege, dass, was Altenpflege über den Lehrbüchern hinaus ausmacht und von dem ich so überzeugt bin, weiterzugeben.

Um unseren Bewohnern eine bestmögliche psychiatrische und neurologische Versorgung zukommen zu lassen, kooperieren wir mit den LVR- Kliniken Düren. 1x monatlich kommt die betreuende Psychiaterin ins Haus, um die aktuelle Situation jedes Pflegekunden zu beleuchten und gegebenenfalls Medikamentenänderungen vorzunehmen, denn was vor einer Woche medikamentös noch gut geklappt hat, kann diese Woche schon zuviel oder zuwenig sein. Diese Visiten begleite ich und kann die Beobachtungen unseres Teams in die Entscheidungsfindung der Psychiaterin mit einfließen lassen. Gerade bei der Wirkung verschiedener Dosierungen ist die Ärztin auf unsere Beobachtungen angewiesen und muss manchmal mehr und manchmal weniger selbstbewußt vertreten werden. Diese Diskussionen sind sehr fruchtbar und versprechen letztendlich die größtmögliche Lebensqualität unserer oft dementen Bewohner. Auch bei akuten Veränderungen halte ich telefonisch Rücksprache, um kurzfristig Änderungen vorzunehmen. Bei aller Diskussion um Psychopharmaka in der Altenpflege gehen wir hier im Haus Katharina, meiner Meinung nach, sehr differenziert und verantwortungsvoll damit um, indem wir grundsätzlich die Wirkung solcher Medikamente aus der Sicht von Lebensqualität des Einzelnen betrachten. Denn was ist Lebensqualität? Das ist gerade im Angesicht eingeschränkter Möglichkeiten und deutlicher Risiken wie eine Demenzerkrankung die Schlüsselfrage. Eine nicht einfach zu beantwortende Frage zwischen Sicherheitsbedürfnis einerseits und andererseits dem Bedürfnis, das Leben zu schmecken, zu riechen, zu ertasten, zu fühlen..., kurz gesagt: eigenverantwortlich zu erforschen, immer mit dem durchaus erhöhtem Risiko beispielsweise zu stürzen. Oder noch konkreter: Für wieviele Menschen bedeutet das Gläschen Bier am Abend ein Stück Lebensqualität! Soll das jetzt im Pflegeheim nicht mehr gelten? Gesund sieht sicher anders aus...Aber genau das macht Haus Katharina aus, hier stellt man sich auch unbequeme Fragen und es gehört manchmal Mut dazu, diese Risiken bewußt einzugehen. Daher fordern wir auch Angehörige, Betreuer und Ärzte, sich dieser Frage zu stellen und immer auch Sicherheit und Risiken im Angesicht der individuellen Lebensqualität miteinander abzuwägen. Das gilt für das Stück Sahnetorte, dem Gläschen Bier, dem Erkunden des Gartens und eben auch für Psychopharmaka.

Ich fühle mich sehr wohl im Haus Katharina, denn sowohl das Pflegeleitbild als auch seine Umsetzung entsprechen meinen Vorstellungen von guter, ganzheitlicher und persönlicher Pflege.