Das Recht der Alten auf Eigensinn ...

Ich möchte Ihnen gerne ein Buch vorstellen, dass mir sehr am Herzen liegt:

Erich Schützendorf: Das Recht der Alten auf Eigensinn- ein notwendiges Lesebuch für Angehörige und Pflegende

Ernst Reinhardt Verlag, München –Basel, 2. Aufl. ISBN 3-497-01662-4

Das Buch wendet sich, wie im Untertitel zutreffend gesagt, nicht nur an Pflegefachkräfte – sondern ebenso an Angehörige.
„ Das Recht der Alten auf Eigensinn“ macht deutlich, dass es um die Pflege von Menschen geht, die geistig abbauen, verwirrt und dement werden.
Schützendorf  verleiht uns in seinem Buch eine Sichtweise, wie wir mit viel Nachsicht und Verständnis für die menschliche Schwäche beider Seiten, Wege zu einem gelassenen und
entlastenden Umgang mit den „ schwierigen Alten“ finden.
Menschen mit einer Demenz halten sich nicht an Verhaltensregeln die unseren Werten der Gesellschaft entsprechen, sie können den Ausdruck ihrer Freuden, Ängste, Phantasien, Aggressionen und Gelüste (die wir alle haben) nicht mehr kontrollieren. Sie sind in unseren Augen schwierig, anstrengend und treiben uns schon mal zur Verzweiflung.
Das Buch von Erich Schützendorf ist unkonventionell- ungeschönt, gnadenlos ehrlich und keine leicht verdauliche Lektüre, vielleicht fühlen sich einige Leser sogar manches Mal „ertappt“ und demaskiert. Es ist weniger eine Anleitung vielmehr ein Ringen um Haltung zu einem Thema, dass uns alle angeht.

Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, es schildert uns die Pflege und Betreuung der „Verwirrten“ aus der Sicht der Pflegekräfte sowie die der pflegenden Angehörigen. Es werden Tabus darin angesprochen, die wir teilweise nicht wagen anzusprechen und uns selbst jedoch insgeheim zum Vorwurf machen.

Schützendorf schreibt zu seinem Buch sehr provokant - und hoffentlich können auch die Leser am Ende des Buches sagen:

Es ist nicht die fehlende Zeit.
Vielmehr ist es so, dass ich es nicht schaffe, länger als zwei bis drei Minuten bei Frau Schmitz zu verweilen. Länger kann ich die Langeweile, die Langsamkeit, die Angst, das Weinen, die Ruhe, die Selbstzufriedenheit, das Nichtstun, die Überheblichkeit.....nicht ertragen.
Aber die zwei bis drei Minuten, die ich in ihrer Nähe aushalte, die schenke ich ihr sooft ich kann.


Erhellende Momente wünscht Ihnen Katja Heck, Heimleiterin Haus Katharina

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